Von der Montagehalle zum immersiven Museum

Die Reise der Lichthalle MAAG

Bis Ende der 90er Jahre wurde die 1400 Quadratmeter grosse Halle als Montagehalle der MAAG Maschinenfabrik genutzt. 2003 eröffnete die MAAG Music & Art AG darin die Eventhalle MAAG, wo Events, Konzerte und Fernseh- sowie Theatershows stattfanden.

2017 übernahm die Tonhalle den Raum, während ihr Stammhaus am See umgebaut wurde. Für das Provisorium der Tonhalle entwarfen die Architekten Spillmann/Echsle die viel gelobte Holzbox, die sich als perfekten Konzertsaal in akustischer wie auch gestalterischer Hinsicht erwies. 2021 zog das Tonhalle Orchester zurück an den See. Die Holzbox wurde sanft umgebaut, so dass sie ab Herbst 2021 als Lichtmuseum nach dem Vorbild von Atelier des Lumières in Paris genutzt werden konnte. In Co-Produktion mit dem Schweizer Künstlerkollektiv Projektil entstanden die immersiven Ausstellungen «Viva Frida Kahlo», «Monet’s Garden» und «Klimts Kuss», die in Zürich ihren Ursprung haben und mittlerweile in vielen internationalen Städten gezeigt werden.

Kunstgenuss mit digitaler Tiefe

Wer sich für Werke grosser Künstlerinnen und Künstler interessiert, tut dies üblicherweise mit Bildbänden und dem Besuch von Museen und Sonderausstellungen. Dort drängelt man sich dann oft in vollen Sälen mit vielen anderen Kunstfreund*innen. Man versucht, einen guten Platz vor der Absperrung zu ergattern, um wenigstens ein paar kurze Blicke auf ein Werk zu werfen. Dann treibt es einen in der Menge auch schon weiter zum nächsten Bild. Zeit und Raum für eine eingehende Betrachtung sind oft zu knapp bemessen.

PIXEL ERSETZEN PINSELSTRICHE

Da schafft der technische Fortschritt Abhilfe – mindestens bis zu einem gewissen Ausmass. Mittlerweile ist die Informationstechnologie so weit entwickelt, dass man mit Hilfe von Videoprojektionen und weiteren optischen und akustischen Mitteln buchstäblich in das Werk und die Welt von Malerinnen und Malern eintauchen kann.

Pixel ersetzen Pinselstriche, und die Konzentration auf vergrösserte Details sowie raffiniert eingesetzte Animationen und Soundeffekte offenbaren auch neue Dimensionen im Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers.

Natürlich kann eine digitale Show eine Ausstellung von Originalen nicht wirklich ersetzen. Aber sie ermöglicht einem breiten Publikum einen sinnlichen und emotionalen Zugang zur Kunst und weckt dabei vielleicht die Lust auf mehr. Doch auch Kenner:innen können sich, wenn sie sich denn nicht allzu puristisch gerieren, beim Eintauchen in die virtuelle Welt gut unterhalten.

PARISER PIONIERE

Pionier dieser «Immersive Art» – abgeleitet vom Begriff «Immersion» für «Eintauchen» oder «Einbetten» – ist das Atelier des Lumières in einer ehemaligen Giesserei in Paris. Seit April 2018 schickt dort die Agentur Culturespaces ihr Publikum mit gegen 150 Rundum-Bildprojektoren auf virtuelle Reisen in und durch Arbeiten von Meistern verschiedener Epochen.

Den Auftakt in Paris machte eine Schau mit Werken von Gustav Klimt, Egon Schiele und Friedensreich Hundertwasser. Es folgten weitere Ausstellungen unter anderem über Vincent van Gogh und Salvador Dalí. Bereits im ersten Jahr zählte das Atelier des Lumières rund 1,2 Millionen Besucherinnen und Besucher.

In kurzer Zeit wurde die Transformationskunst zu einem weltweiten Trend. Namhafte Institutionen wie etwa das Amsterdamer Van-Gogh-Museum kreieren eigene Projektionsshows. Auch die Zürcher MAAG Halle zeigte bereits immersive Kunst, nämlich «Hodler, Klee – Illuminated Art» 2019 und «Van Gogh Alive». Ähnlich wie das Pariser Vorbild sitzt auch dieser Kulturveranstalter in einer ehemaligen Industrieliegenschaft.